Ziegeleien zuletzt geändert am 25.06.2011
Ziegeleien entstanden im Flensburger Raum etwa in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die zunehmende Tendenz, in Stein zu bauen sorgte bei gleichzeitig abnehmenden Mengen an geeigneten Feldsteinen dazu, daß sich ein Markt für "künstliche" Steine bilden konnte.
Dabei spielte auch die geographische Lage eine Rolle. Hier, am Westrand der Gletscher, hatten sich gegen Ende der letzten Eiszeit in den zahlreichen Schmelzwasserseen Tonvorkommen gebildet, die nun dafür sorgten, daß es in der Blütezeit rund um die Flensburger Förde mehr als 70 Ziegeleien gab, die nicht nur den heimischen Markt bedienten sondern ihre Ziegel auch bis nach Königsberg und Riga, ja sogar in die Karibik exportierten (wobei der Transport in die Karibik als "Ballast" erfolgte, wichtiger war die Rückroute, auf der Rum und Zuckerrohr nach Flensburg verschifft wurden ([1]).
Dieser Exporterfolg wurde unter anderem durch die Erfindung des sogenannten "Flensburger Steins" möglich. Kleiner als die bisher verwendeten Ziegel, ermöglichte der "Flensburger Stein" es dem Maurer in einem Arbeitsgang den Mörtel aufzubringen und den Stein zu setzen (wer sich für die Maße der alten Ziegel interessiert, dem sei ein Besuch der Norderstraße in Flensburg empfohlen: das dortige "Flensborghus" wurde mit den alten, großen Ziegeln der ehemaligen Duburg errichtet).
Eine weitere Besonderheit war die Möglichkeit, verschiedene Ziegel herzustellen, gelbe und rote. Diese unterscheiden sich in ihrem Ausgangsmaterial: der Ton in den oberen Schichten der Tonvorkommen ist durch Regenauswaschung kalkarm und durch Eisenkonzentration rot gefärbt; aus diesem Ton werden die roten Ziegel hergestellt.
Der Ton aus den tieferliegenden Schichten wiederum ist noch kalkhaltig und zeigt auch keine Eisenkonzentration; aus diesem werden die gelben Ziegel hergestellt [2].
Die beiden Ziegelarten unterscheiden sich allerdings nicht nur in der Farbe; durch den enthaltenen Kalk sind die gelben Ziegel anfälliger für Witterungseinflüsse als die roten. Mit gelben Ziegeln errichtete ältere Häuser sind deshalb heute häufig verputzt.
Die Ziegeleien waren bis in das vorletzte Jahrhundert hinein ein teilweise bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Sie lagen bzw. liegen dabei in der Regel in Ufernähe; mit Schiffen ließen sich große Lasten wie Ziegel halt immer noch am bequemsten transportieren. Nach und nach setzte aber eine Konzentration ein und immer mehr unrentable Ziegeleien wurden aufgegeben. Heute gibt es auf deutscher Seite keine Ziegeleien mehr, und am Nybøl Nor bei Egernsund sind nur noch sieben in Betrieb (sechs davon, Gråsten Teglværk, Stoffer, Bachmann, Tychsen, Vesterled und Matzen's haben sich zum in Egernsund ansässigen Verkaufsbüro "Egernsund Tegl" zusammengeschlossen, Petersen Tegl ist mit PM-Tegls eigenständig -Dank an den Wikinger für die ausgiebige Info).
Die letzte der einst zahlreichen Ziegeleien auf Broager Land, die 1968 aufgegebene Ziegelei Cathrinesminde, ist heute Museum.
Zeugnisse der einst so zahlreichen Ziegeleien finden sich aber noch überall in der Landschaft: tiefe Einschnitte in ansonsten sanft rollenden Hügeln, die vom Tonabbau zeugen, und der Ziegelschutt, der in der Nähe der Ziegeleien als Uferbefestigung verwendet wurde (so zum Beispiel in Holnis, beim Kliff).
Und an die enge Verbindung der Ziegeleien mit der Küstenschiffahrt erinnert heute das grenzüberschreitende Kunstwerk "Ziegel und Segel".
wie eine Ziegelei funktioniert zeigt das schon erwähnte Ziegeleimuseum Cathrinesminde; und bei Borgwedel an der Schlei gibt es im Bereich einer ehemaligen Ziegelei einen Informationspfad mit zwölf Tafeln, die über die Geschichte der Ziegelherstellung informieren ([3]).